von Thorsten Schmidt
Im Harz besteht seit Generationen ein sehr dichtes Netz an Wegen – vom schmalen Pfad bis hin zur befestigten Forststraße. Mit dem Aufblühen des Fremdenverkehrs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bündelten die Wanderer der Region ihre Kräfte und gründeten 1886 den Harzklub e.V. in Seesen. Bereits 1891 kreierten und nummerierten die Zweigvereine insgesamt 72 Hauptwanderwege durch das gesamte Gebirge, deren Teilabschnitte mit Versalbuchstaben gekennzeichnet sind. Diese Nummerierung (z.B. 8B, 24G, 70A) findet sich in roter Schrift auf den Schildern im Gelände und auf unseren Harz-Wanderkarten. Auffällige Markierungen (z.B. Dreieck, Punkt und Kreuz in verschiedenen Farben) ergänzen dieses System vielerorts. Zahlreiche Rundwanderwege um Ortschaften werden darüber hinaus durch ein im Kreis platziertes nummeriertes Dreieck gekennzeichnet. Die offizielle Zeichnung von Harzklub-Wegen in Wanderkarten - so auch in unseren Harz-Wanderkarten - ist eine rote Strichellinie.
Auf all diesen Routen sorgen Harzklub-Mitglieder in ihrer Freizeit dafür, dass genügend Schilder montiert, Bänke aufgestellt und kleine Brücken installiert sind.
Im Harz bieten über 50 000 Wegeschilder Orientierung. Sie geben hinter dem Harzklub-Logo zuerst den Namen des Weges (z.B. Kaiserweg) oder seine Gattung (z.B. Rundwanderweg) an. Es folgen Angaben über die Ziele des Weges. Auf der linken Seite ist die Wege-Nummerierung und Symbolisierung erkennbar. Rechts sind die Entfernungen zum Zielort angegeben.
Seit 2014 werden auch die UTM-Koordinaten jedes Schildes erfasst, die u.a. der Wanderer im Notfall zur Ortsbestimmung angeben kann. TIPP: Nutzen Sie die Koordinaten auf den Schildern um Ihren Standpunkt auf der Karte zu finden!
Anleitung
Im Nationalpark Harz verweisen anstelle der rot-weißen Metallschilder des Harzklubs markante Holzschilder auf das Harzklub-Wegesystem.
Das Netz dieser beschilderten Harzklub-Wanderwege war schließlich auf eine Gesamtlänge von etwa 10 000 Kilometern (!) angewachsen - allein ehrenamtlich gepflegt und unterhalten durch die Wanderfreunde der einzelnen Zweigvereine. Sinkende Mitgliederzahlen und ein steigender Altersdurchschnitt im Harzklub standen einem stetig wachsenden Wegenetz mit erhöhtem Pflegeaufwand gegenüber. So wurde 2017 das zentrale Großprojekt "Wegeoptimierung" begonnen, das von West nach Ost schrittweise umgesetzt und noch etwa bis 2023 andauern wird.
Im Anschluss an eine umfangreiche Inventur der vorhandenen Wanderwege auf der Grundlage eines standardisierten Bewertungssystems beschloss der Harzklub die Neuordnung der Wanderrouten, trennte sich von unattraktiven Strecken, verlegte einige Trassen und sorgte für größere Übersichtlichkeit durch konsequente Entflechtung des inzwischen stark verwobenen Wegenetzes. Das alphanummerische Streckensystem wurde entsprechend angepasst, die Anzahl der örtlichen Rundwege verringert. Der Harzklub kümmert sich künftig nur noch um diese Wege.
So hat sich inzwischen auch auf unseren Karten die grafische Darstellung geändert:
gestrichelte rote Linie = Harzklub-Hauptweg (alphanummerisch)
durchgehende rote Linie = Harzklub-Rundweg (in einem Kreis platziertes beziffertes Dreieck)
rote Punktlinie = weitere Wanderwege, zum Teil beschildert
Die Optimierung des Wanderwegenetzes im Harz ist ein mehrjähriges organisatorisches und logistisches Großprojekt mit zahlreichen Beteiligten aus gleich drei Bundesländern. Die Umsetzung aller Änderungen, die Montage neuer bzw. Entnahme alter Schilder ist deshalb ein langsam und ungleichmäßig fließender Prozess, der sich auch auf unsere Kartenproduktion auswirkt. Durch eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Harzklub und durch intensive eigene Vor-Ort-Recherchen tragen wir dieser Situation Rechnung.